Feilen, Fräsen, Bohren, Sägen – für Lars van Lengerich genau das Richtige. Für den 16-jährigen Auszubildenden kommt ein Studium momentan gar nicht in Frage. Warum er bei Phoenix Contact auch mit dieser Einstellung genau an der richtigen Adresse ist, verrät er bei einem Besuch in der Lehrlingswerkstatt.
Wenn man sich einen Ausbilder malen könnte, dann wäre Olaf Glatzer mit Sicherheit eine gute Vorlage. Der knorrige Schnauzbart mit dem verschmitzten Lächeln und dem scharfen Blick ist ein echtes Original, das für ganze Generationen von Lehrlingen verantwortlich war. Seit 1975 ist er bei Phoenix Contact, hat selber hier den Beruf des Werkzeugmachers gelernt und ausgeübt und war lange Ausbildungsleiter.
Strenge Meister
Heute nimmt er als Chef der gesamten Trainingswerkstatt nicht nur Lars von Lengerich unter seine kundigen Fittiche, sondern den gesamten Betrieb in der blitzblanken Ausbildungshalle mitsamt der angeschlossenen Fachbereiche. Ihm zur Seite steht Martin Heringlake, der für die Industriemechanikerausbildung verantwortlich ist.
Die beiden Haudegen sind dafür verantwortlich, dass Lars van Lengerich genau das lernt, was er in seinen späteren Aufgabenbereichen wissen muss. „Handwerklich ist das viel weniger als noch vor zehn Jahren“, seufzt Olaf Glatzer etwas bedauernd. „80 bis 90 Prozent der Bearbeitung eines Werkstücks werden heute an und von Maschinen gemacht. Nur etwa zehn Prozent der Tätigkeiten eines Werkzeugmechanikers verlangen noch Handarbeit.“
„Die zehn Prozent allerdings, die verlangen Fingerspitzengefühl“, grinst Martin Heringlake und schaut Lars genau auf die Finger, als der sein Werkstück in den Schraubstock spannt. Während der junge Auszubildende sägt und feilt, erklärt Heringlake, wie Phoenix Contact die Ausbildung der jungen Nachwuchskräfte organisiert: „Die jeweiligen Fachbereiche planen aufgrund ihrer Personalstruktur einen langfristigen Bedarf und melden die Zahl der benötigten Auszubildenden an. Die werden dann von uns so ausgebildet, dass sie ihre Aufgaben später in der Praxis bestens bewerkstelligen können.“
Führt das nicht zu einer Schmalspurausbildung? „Nein, auf keinen Fall. Die Ausbildung folgt ja nach einem geregelten Lehrplan der Industrie- und Handelskammer. Uns ist nur wichtig, dass unser Nachwuchs nicht nur theoretisch auf Zack ist, sondern auch handwerklich und im Umgang mit den Maschinen gleich loslegen kann.“
Traumjob Werkzeugmechaniker
Lars van Lengerich weiß ziemlich genau, was er sich von seiner Lehrstelle verspricht. „Ich hab zuvor mehrere Praktika gemacht, war auch schon in einem anderen Betrieb für ein Jahrespraktikum. Mich reizt der Umgang mit Metall ganz einfach. Das Handwerkliche ist mein Ding. Und ein Job am Schreibtisch kommt für mich nicht in Frage.“
Phoenix Contact hat der zielstrebige angehende Werkzeugmechaniker auch schon zuvor kennengelernt. „Ich komme aus der Gegend, da hat mein Betrieb einen super Namen. Also hatte ich auch hier schon ein dreiwöchiges Praktikum.“ Prüfe, wer sich lange bindet: Selbst bei der Marine hat der 16-jährige schon kurz reingeschnuppert, „aber das war gar nichts für mich“. Seit September 2019 ist Lars fest bei Phoenix Contact, pendelt zwischen Berufsschule, Fachabteilung und Ausbildungs- und Lehrwerkstatt.
Die Späne fliegen
Verwunderte Nachfrage bei Olaf Glatzer: Sind alle Auszubildenden so informiert und zielstrebig? „Gut ein Drittel ist wie Lars. Die wissen genau, was sie wollen und verfolgen dann auch zielstrebig ihren Weg.“ Aber man hört doch immer wieder von sinkenden Qualifikationen der Schulabgänger, von schlechter Vorbildung und wenig Durchhaltevermögen? „Na ja, ein Drittel der Auszubildenden ist wie Lars. Zwei Drittel benötigen mehr Aufmerksamkeit“, gibt Glatzer einen Einblick in den Alltag. „Auf uns kommen große Herausforderungen zu, denn in den kommenden Jahren gehen etliche geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand. Die Lücken werden größer, und daher müssen wir eine Menge unternehmen, um auch den nötigen Nachwuchs zum Facharbeiter auszubilden.“
Für Lars ist seine neue Profession offenkundig genau das Richtige. Gekonnt spannt er ein Werkstück in eine Drehbank, geleitet durch die Kommentare von Martin Heringlake. Behutsam fräst sich der Bohrkopf voran, die Späne fliegen. „Privat konstruiere ich zusammen mit einem Freund gerade ein Kart, da kann ich das Gelernte gleich anbringen. Und auf die kommenden Lehrinhalte an der CNC und das Schweißen freue ich mich jetzt schon.“
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