Auf der SPS IPC Drives in Nürnberg zündete Phoenix Contact die nächste Evolutionsstufe der PLCnext Technology. Mit einem eigenen Software Store wird das Thema der offenen Plattform noch dynamischer.
„Mit dem PLCnext Store machen wir unsere Strategie der offenen Steuerung für die Automatisierungswelt rund.“ Die Augen von Jennifer Köller und Benjamin Homuth leuchten, wenn die beiden von „ihrem Baby“ sprechen. Wobei das Baby eigentlich eine ganze Reihe von Eltern hat, angefangen bei Ulrich Leidecker. Der President der Business Area Industry Management and Automation (IMA) stellte einst bei einer kurzen Pause am Kaffeeautomaten die Frage, ob man eigentlich an einen Store für Apps gedacht habe? Ein Break mit Folgen!
Innovation mit bombigem Potential
„Das war die Initialzündung“, erzählt Benjamin Homuth. Der 36-jährige Marketingexperte gehört zum Team, das sich ganz dem offenen Automatisierungssystem PLCnext Technology verschrieben hat. „Diese Technologie setzt auch für uns ein ganz neues Denken voraus,“ Jennifer Köller, zuständig für das Marketing rund um die revolutionäre Steuerungsplattform, ergänzt: „Hier werden Automatisierung und IT-Welt zusammengeführt. So wird es möglich, neben klassischer SPS-Programmierung auch mit Hochsprachen zu arbeiten und frei verfügbaren Code, also Open Source, in die SPS zu integrieren und in eigenen Nutzer-Communities auszutauschen.
Das aber wirft schnell die Frage auf: „Wie gelangen die neuen Applikationen eigentlich auf die Steuerung?“ Dem Team war schnell klar, dass ein eigener Store die Lösung sein müsste. Der Zugang zu den Applikationen muss offen, aber geregelt sein. Beispielgebend ist die Smartphone-Technologie, in dessen Stores aus verschiedenen Quellen stammende Apps den portablen Minicomputer erst richtig spannend machen.
„Und genauso arbeitet unser PLCnext Store auch“, erklärt Homuth. Für die Automatisierungsbranche ein Riesenschritt, denn nicht länger ist man durch den Erwerb einer Hardware limitiert auf die technischen Möglichkeiten. „Wir werden die Funktionalität einer Steuerung durch Apps wesentlich steigern können. Unsere Kunden können sich so maßgeschneiderte Automatisierungssteuerungen selbst kreieren.“
Ein Team aus vielen Disziplinen
Der Weg zum Store war dabei genauso rasant wie die Möglichkeiten der Steuerung. Nach der denkwürdigen Kaffeepause ging ein offizieller Auftrag an ein fünfköpfiges Kernteam aus ganz unterschiedlichen Disziplinen, dem Homuth und Köller von Beginn an angehörten. „Im Januar 2018 haben wir zusammen mit einem auf Softwareentwicklung spezialisierten IT-Dienstleister einen ‚Design Sprint‘ veranstaltet.“ Solch ein Design Sprint ist ein in Entwicklerkreisen übliches Verfahren, um neue Produkte innovativ und kreativ zu begleiten.
Worauf es wirklich ankam, war schnell klar: „Die Usability, also die einfache Nutzbarkeit, ist das wichtigste Element für solch einen digitalen Markplatz.“ Und auch die Vorgehensweise, um den Store zu launchen, war zügig gefunden: „Wir haben in der Entwicklungsphase Minimalprinzipien festgelegt, die unser Store unbedingt haben muss. Der Rest wird in der Realität, also im echten Leben, entwickelt“, schildert Jennifer Köller die Vorgehensweise. Die Marketingexpertin betont die Tragweite der Entwicklung: „Für Phoenix Contact ist das ein wirklich historischer Vorgang, denn erstmals arbeiten wir gar nicht mehr direkt am Produkt, sondern erstellen ‚nur‘ noch eine Plattform. Damit geben wir einer Community ihren Raum – wir stellen nur den Marktplatz zur Verfügung. Kaufen und verkaufen können dann andere.“
Im Sprint zum Produkt
Wie rasant die Entwicklung weitergeht, beschreibt Benjamin Homuth: „Im Mai hatten wir einen ersten Click Dummy. Dann das Go der Unternehmensführung. Ab dann gab es zwei parallele Entwicklungen. Zum einen wurde der Store selber entwickelt, auf der anderen Seite die Erweiterung der PLCnext Technology. Ende September gab es dann eine erste reale Store-Umgebung. „Und da wir keinen nackten Store präsentieren wolltten, haben wir ab Ende Oktober erste Apps entwickelt.“
Ein Sprint mit Punktlandung: Am 27. November 2018 um 9 Uhr erfolgte tatsächlich die offizielle Vorstellung des PLCnext Stores auf der Weltleitmesse der Automatisieren in Nürnberg – die Geburt einer ganz neuen Generation von Möglichkeiten.