Langfristige Bindungen sind nicht ihr Ding. Sie sind eher der Typ für den schnellen Boost zwischendurch. Regenerativ einsammeln, mit Spitzenleistung abgeben. Was in diesem Fall genau richtig ist, wie Batteriespeicherexperte Holger Krings erklärt.
Strom ist ein flüchtiges Gut. Kaum erzeugt, will er auch verbraucht werden. Kein Problem, wenn stets genug davon vorhanden ist. Aber die Zeiten, als Großkraftwerke ohne große Schwankungen für dauerhafte Leistung im Stromnetz gesorgt haben, sind vorbei. Die Zukunft liegt in dezentralen, kleineren Erzeugungseinheiten. So auch im All Electric Society Park, in dem mit Sonne und Wind auf Energiefang gegangen wird. Das verlangt nach neuer Flexibilität in den Energienetzen.
Halb voll – halb leer
Um die Energie des Parks zu bevorraten, stehen zwei Batteriespeicher parat. Der kleinere verhindert im Bereich der E-Mobilität eventuelle Lastspitzen, der große ist in einem 20-Fuß-Container untergebracht und kann noch deutlich höhere Lastspitzen ausbügeln.
Holger Krings ist Ingenieur und seit langem im Bereich der Batteriespeicher aktiv: „Man kann nicht alle Anwendungen gleichzeitig mit einem Speicher ausführen. Für die Bereitstellung von kurzfristiger Energie zum Ausbügeln von Lastspitzen (Peak-Shaving) benötigt man einen möglichst vollen Energiespeicher. Diese Lastspitzen gibt es etwa, wenn in einem Ladepark wie hier gleichzeitig mehrere E-Autos per Schnellladung versorgt werden wollen. Oder wenn auf dem Firmengelände große Leistungen kurzfristig abgerufen werden, zum Beispiel beim Start von Produktionsanlagen. Will man den Speicher aber nutzen, um überschüssige Energie einzufangen, die nicht ins öffentliche Netz eingespeist werden soll, dann sollte er möglichst leer sein.“
Schnelle Refinanzierung
Wir umrunden den Container und öffnen zwei massive Türen, hinter denen die eigentlichen Lithium-Eisenphosphat-Akkus stecken. Die verzichten auf Kobalt und Nickel und sind zudem extrem brandsicher, wie Krings erklärt. Das Innenleben des Speichers besteht nahezu komplett aus Komponenten aus dem Regal von Phoenix Contact. „In Zusammenarbeit mit dem Hersteller Intilion haben wir die gesamte Automatisierung des Speichers durch hauseigene Produkte realisiert.“
Die Investitionen in die Batteriespeicher refinanzieren sich schnell wieder. Großkunden wie Phoenix Contact vereinbaren mit ihren jeweiligen Netzbetreibern eine feste Stromanschlussleistung. Wird die überschritten, etwa durch viele gleichzeitige Ladevorgänge, dann entstehen Lastspitzen, die der Netzbetreiber sich extra und teuer vergüten lässt. „Und wir sprechen hier nicht von einigen hundert Euro“, verrät Krings. „Da können schnell hohe fünfstellige Beträge zusammenkommen.“
Eine dauerhafte Konserve sind Batteriespeicher allerdings nicht. „Sinnvoll ist ihr Einsatz bei Speicherzeiten von Stunden bis zu wenigen Tagen. Geht es um längerfristige Speicherung, kommt andere Technologie zum Einsatz.“
Der All Electric Society Park
Phoenix Contact Batteriespeicher