Sie gehören zur Schweiz wie die Uhren, die Banken und die Alpen – Tunnel. Kaum ein Land ist so versiert in der Kunst, sein Inneres zu durchlöchern wie das der Eidgenossen. Doch die steinernen Röhren verlangen nach steter Pflege. Und ab und an muss das technische Innenleben auf den neuesten Stand gebracht werden.
Der Vierwaldstätter See liegt malerisch zu Füßen der Alpen in der Zentralschweiz. 114 Quadratkilometer
Seefläche schmiegen sich teilweise eng an schroffe Felswände und sorgten seit Urzeiten dafür, dass viele Orte besser mit dem Schiff oder Boot zu erreichen waren als zu Fuß oder mit dem Wagen.
Das änderte sich erst, als die Bewohner der lieblichen Landschaft begannen, ihre Berge nicht nur zu übersteigen, sondern auch zu unterwandern. Die dazu nötigen Tunnel wurden anfangs per Spitzhacke durch den Fels getrieben, doch seit der Erfindung des Dynamits durch Alfred Nobel gesprengt. Nobel gründete, passend zu dieser Story, 1873 im Ort Isleten eine Sprengstofffabrik. Mit den explosiven Erzeugnissen wurde vor allem der Gotthard-Eisenbahntunnel durch das ihn überragende Gebirge gesprengt.
Isleten liegt am Ufer des Urnersees, eines Teils des großen Vierwaldstätter Sees. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden hier erste Tunnel und Galerien entlang des Seeufers angelegt, um den kleinen Ort Bauen zu erreichen. Heute teilen sich Fußgänger, Radfahrer und motorisierter Verkehr einträchtig die in Stein gehauenen Röhren. Auch der Weg der Schweiz, ein Wanderweg, der anlässlich der 700-Jahr-Feier der Eidgenossen angelegt wurde, verläuft teils in diesen Tunnel.
Wanderstrecke und fließender Verkehr treffen sich immer mal wieder entlang der Ufer des Urner Sees. Doch auch die Tunnel verdienen ab und an eine Verjüngungskur. Schiltegg-, Harderband- und Cholrüti-Tunnel: Zweimal knapp 400 Meter und einmal 800 Meter Länge warteten auf technologische Erneuerung.
Neue Leuchten für alte Tunnel
„Es galt, nicht nur die Beleuchtung mit neuen LEDs zu erneuern, sondern auch deren Anschlüsse und die Steuerung samt dem Inhalt der Schaltschränke auszutauschen und in Betrieb zu nehmen. Und das in echter Rekordzeit“, erinnert sich Jürg Uehlinger, System Engineer Energie Phoenix Contact und bei dieser Tunnelsanierung Projektleiter für die Steuerungstechnik. „Das konnten wir nur mit einer ausgefeilten Vorarbeit und dank unserer standardisierten Steuerungen realisieren.“
„Der Zeitplan war sehr sportlich“, bestätigt Marco Neuhaus, Chef der ausführenden Firma Silux AG, im Gespräch. „Wir waren schon in einem Vorprojekt an diesem Tunnel beschäftigt und hatten da bereits Kontakt mit den Lösungen von Phoenix Contact. Aktuell geworden ist unsere Zusammenarbeit aber erst Mitte 2020. Im Juni bekamen wir die finanzielle Freigabe vom Kanton Uri. Bauprojektplanung und Ausschreibungen folgten dann sehr schnell. Die offizielle Projektvergabe erfolgte im August. Ab dann mussten die Ausführungsplanung und das Pflichtenheft erstellt und das Material bestellt werden. Schließlich sollte alles noch im Jahr 2020 fertig werden.“
Montage mit Fels überm Kopf
Vorarbeiten wie neue Fahrbahnmarkierungen zogen sich in den Herbst, bevor Mitte November die Elektroinstallationen begannen. „In dieser Zeit sind Tunnel kein gemütlicher Arbeitsplatz. Es ist nicht nur kalt, sondern auch zugig. Da spürt man nach einiger Zeit weder seine Finger noch den Draht, den es anzuschließen gilt“, weiß Ingenieur Neuhaus aus eigener Erfahrung zu berichten. „Aber zum Glück hat es nur wenig geregnet.“ Denn der durch die Baustelle einspurig geleitete Verkehr senkt den Wohlfühlfaktor dank transportierter Gischt noch um einiges weiter.
„Kuschelig ist es im Winter im Tunnel ganz und gar nicht. Wenn man da Dosen verdrahten muss,
Marco Neuhaus, war in den Tunneln vor Ort selber aktiv
spürt man irgendwann die Finger nicht mehr.“
Doch präzise wie ein Uhrwerk liefen die geplanten Elektroinstallationen ab. „Wir waren ab dem 1. Dezember vor Ort“, schildert Jürg Uehlinger. „Während wir am ersten Tag noch die alten Schaltschränke demontiert haben, konnten wir bereits am zweiten Tag den ersten der drei Tunnel wieder in Betrieb nehmen. Und nach vier Tagen waren wir dann komplett fertig.“
Die Endabnahme erfolgte am 7. Dezember ohne Probleme. „Wir haben PLCnext-Steuerungen eingesetzt, die mit einer standardisierten Lösung speziell für Tunnelanlagen abgestimmt sind. Das macht uns extrem flexibel und vor allem schnell. Wir hatten so nahezu keinen Programmieraufwand. Der weltweit funktionierende Standard, den wir in anderen Projekten schon auf die schweizerischen Normen und Eigenschaften getrimmt hatten, musste so nur minimal auf die projektspezifischen Anforderungen angepasst werden.“
Andreas Arnold, in der Baudirektion des Kantons Uri für die Tunnelsanierung zuständig und damit der eigentliche Bauherr, zeigte sich sichtlich beeindruckt: „Von meiner Seite aus lief das sehr gut. Das war ein tolles Projekt, trotz der engen Zeitplanung.“ Und Marco Neuhaus ergänzt: „Dank der cleveren PLCnext-Steuerungen war es sogar noch möglich, kleine Details wie einen zusätzlichen Schalter zu ändern, ohne dass wir Programmieraufwand benötigt hätten. Diese Modularität ist genau das, was wir gebraucht haben.“