Die Internationale Elektrotechnische Kommission zeichnet Markus Philipp mit dem IEC 1906 Award aus. Die Normungsorganisation würdigt damit sein außergewöhnliches Engagement im Bereich Überspannungsschutz. Der Abteilungsleiter erhielt die Auszeichnung in Offenbach.
Wenn man Markus Philipp fragt, warum er den IEC-Award bekommt, gibt´s eine typisch ostwestfälische, sprich bescheidene Antwort: „Ich habe versucht, meinen Job gut zu machen“, sagt der gebürtige Nordhesse lachend. Sein Job, das sind in der IEC die Normen rund um das Thema Überspannungsschutz. Er ist Abteilungsleiter Research and Development in dem Geschäftsbereich Überspannungsschutz und Teil des Technischen Komitees „TC37 – Surge Protective Devices“. Konkret beschäftigt sich diese Arbeitsgruppe zum Beispiel mit der Produktnormung und Applikation von Überspannungsschutz, aber auch mit dem Monitoring und der Zustandsüberwachung von Überspannungsschutzgeräten etwa bei Offshore-Windkraftanlagen.
Topthema in der Normung: Gleichstrom
Eines der Topthemen in der Normung ist derzeit die Gleichstromtechnologie. „Es entsteht eine komplett neue Normenlandschaft“, erklärt Markus Philipp das sehr spannende Feld, auf dem er sich bewegt. „Wir erarbeiten einen komplett neuen Standard für Überspannungsableiter in Gleichstrom-Applikationen. Gleichstrom hat neue und andere Anforderungen an unsere Produkte.“ Parallel erstellen andere Gremien beispielsweise Standards für die Ladeinfrastruktur, Energiespeicher etc. „Diese Applikationen existieren schon heute und müssen natürlich vor Überspannungen geschützt werden. Die Norm eilt da quasi etwas nach“, sagt er. Daher benötige man viel Expertise und Erfahrung, um in diesem sich schnell weiterentwickelnden Umfeld die richtigen Produkte anbieten zu können. „Es ist wichtig für Phoenix Contact, aktiv mitzumachen, weil in der Normungsarbeit die Basis für künftige Produkte und Technologien geschaffen wird.“ Wenn er als Entwicklungsleiter in dem Business Bereich Überspannungsschutz dabei sei, könne er gewisse Trends setzen und den Markt mitprägen.
Sprung ins kalte Wasser
Mit seinen 43 Jahren ist Markus Philipp eines der jüngeren Mitglieder in der internationalen Normungsorganisation IEC. Die ersten Erfahrungen in der Normung machte er bereits 2014, schon wenig später leitete er sein erstes Projekt. „Da wird man schon ein bisschen ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich der Elektroingenieur lachend an ein Treffen in Griechenland, das er vor etwa 50 Leuten aus mehr als 30 Ländern moderieren und leiten musste. Seither war und ist er in vielen Arbeitskreisen und Task Forces rund um das Thema Überspannungsschutz dabei.
Mittlerweile habe er „die Welt der Normen“ gut durchdrungen. Das hier und da möglicherweise etwas angestaubte Image von technikverliebten Männern in grauen Strickjacken ist längst Vergangenheit. In der heutigen Normungsarbeit reicht Technikverliebtheit allein nicht mehr aus. Neben dem großen Fachwissen steckt inzwischen auch viel Politik darin. „Man muss beides bedienen können“, sagt der Entwicklungsleiter. „Man muss auch seine Ideen verkaufen und argumentieren können.“ Gleichwohl dürfe eine Norm nichts und niemanden bevorteilen oder benachteiligen. Kein Wunder, dass Markus Philipp gelernt hat, sich sehr präzise auszudrücken. „Man glaubt nicht, wie lange man an einem Wort feilen kann“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Verleihung in Offenbach
Klar ist: In diesem internationalen Umfeld braucht es Fingerspitzengefühl. Und ein bisschen Freude am Taktieren, sagt Markus Philipp. Wie in der Politik werden manche Entscheidungen aber nicht auf der großen Bühne getroffen, sondern im Kleinen – in der Kaffeepause oder beim Abendessen. Bei der Verleihung des IEC 1906 Awards in Offenbach geht´s für den Überspannungsschutz-Fachmann dann aber doch auf die ganz große Bühne. (Christina Jahnich)