Schnelle Netze für Datenschätze

Daten sind der neue Rohstoff? Die Wertschöpfung der Prozessindustrie findet natürlich weiter mit den eigentlichen Produkten statt. Doch neue Möglichkeiten der Vernetzung erlauben immer intelligentere und sicherere Verfahren. BASF ist einer der Treiber dieser Entwicklung. Wir haben mit Dr. Bernd Beßling gesprochen, Senior Vice President des Centers of Technical Expertise, BASF SE.

UPDATE: Dr. Beßling, wo befinden wir uns hier?

Wir sind hier im Reliability Center. Der Name sagt es schon aus: Zuverlässigkeit ist unser Hauptanliegen. Wir beobachten, sammeln und verwerten hier Daten aus unseren Anlagen weltweit, um über die Betriebszustände Bescheid zu wissen.

UPDATE: Sie haben hier tatsächlich Zugriff auf Sensordaten weltweit?

(schmunzelt) Ja, das haben wir. Aber diese Daten alleine sorgen nicht für eine erfolgreiche vorausschauende Instandhaltung. Die Intelligenz steckt in den Modellen für die Maschinen und Apparate, die im Reliability Centers überwacht werden. Im Fokus stehen natürlich produktionskritische Anlagen. Die monitoren wir hier nahezu in Echtzeit. Dazu entwickeln wir Kommunikationsmodelle und -verfahren, die nötig sind, um rechtzeitig auf Produktionsprozesse einzuwirken.

UPDATE: Was brauchen Sie dafür?

Daten. Die Daten müssen verfügbar sein. Und die Gewinnung der Daten muss kostengünstig und zuverlässig sein. Das wird in Zukunft die Voraussetzung für erfolgreiche Produktentwicklung sein. Die Vernetzung unserer Anlagen sichert uns entscheidende Wettbewerbsvorteile. Insofern sind immer bessere, sichere und leistungsstärkere Netzwerke für uns extrem wichtig.

UPDATE: Gilt dies nur für Neuanlagen?

Nein. Gerade unsere bestehenden Anlagen müssen vernetzt werden. Das muss wirtschaftlich und dezentral, in den jeweiligen Standorten, durchführbar sein. Zugleich müssen die Informationen so aufbereitet sein, also standardisiert, dass sie uns global zur Verfügung stehen. Hier wurden im Rahmen von NOA große Fortschritte gemacht. NOA ist die Voraussetzung für einheitliche Datenerfassung und damit verbundener Wirtschaftlichkeit.

UPDATE: Netzwerke, Big Data und Kommunikation – schon sind wir bei 5G.

Richtig, da wollen wir in der Prozessindustrie Vorreiter sein. 5G bietet die Möglichkeit, große Datenmengen schnell und flexibel zugänglich zu machen. Wir haben bereits Erfahrungen mit dem Aufbau eigener Funkdatennetze gesammelt. Wir steuern etwa unsere Tankcontainer hier in Ludwigshafen autonom vom Hafen zu den jeweiligen Anlagen, noch mit 4G/ LTE. Die Erfolge haben uns davon überzeugt, dass wir auch bei 5G voranschreiten werden und ein eigenes Netz am Standort Ludwigshafen aufbauen.

BASF nahm im Oktober 2018 das neue Tankcontainerlager am Standort Ludwigshafen in Betrieb. Dieses Lager ist Teil eines integrierten Lager- und Transportkonzepts, mit dem BASF den Kundenservice verbessern und gleichzeitig Logistikkosten deutlich reduzieren will. Bei dem Tankcontainerlager handelt es sich um ein vollautomatisches Freilager für Tankcontainer zur Lagerung von flüssigen Stoffen und flüssigen Abfällen. Es ist auf eine Kapazität von 2.000 Standardcontainern ausgelegt und verfügt über zwei Kräne mit einer Ladekapazität von je 75 Tonnen. Der Warenumschlag kann über AGV, Lkw und Bahn erfolgen.

UPDATE: Stichwort Sicherheit – wie gehen Sie mit den Herausforderungen von globalen Anlagensteuerungen im Konflikt mit IT-Sicherheit um?

Das ist ein Feld, auf dem wir in den NAMUR-Arbeitskreisen eng eingebunden sind. Gemeinsam haben wir frühzeitig Empfehlungen für Automatisierungssysteme erarbeitet, die mittlerweile Branchenstandard sind.
Generell hat sich gezeigt, dass Sicherheitssysteme dann effektiv sind, wenn sie nicht nachträglich in die Automation eingebracht werden, sondern von Beginn an, bei der Planung neuer Anlagen, mitdesignt werden.

BASF

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