Nachgefragt
Angela Josephs, langjährige Unternehmenssprecherin von Phoenix Contact, zur Rolle und der Bedeutung von Ursula Lampmann für Phoenix Contact.
UPDATE: Frau Josephs, wann und wie haben Sie Ursula Lampmann kennengelernt?
Das war im Rahmen meiner Einstellung im Sommer 1989. Ich hatte mein Vorstellungsgespräch bei ihr. Damals war sie unter anderem auch für das Personal zuständig. Eine sehr freundliche und aufmerksame Person, vor der man aber gleich auch Respekt hatte.
UPDATE: Welche Ausstrahlung hatte sie, wie muss man sich den Menschen Ursula Lampmann vorstellen?
Sie war eine sehr charismatische, sehr pointierte und disziplinierte Persönlichkeit. Sie war eine durchaus strenge Chefin, konnte aber auch sehr zugewandt, großzügig und heiter sein.
UPDATE: Welche Themen lagen Ursula Lampmann am Herzen?
Sie war stets zu 100 Prozent für Phoenix Contact da. Privat hat sie Kunst und Kultur sehr geschätzt und war zugleich ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Ursula Lampmann legte großen Wert auf Dinge wie Höflichkeit, Umgangston, Freundlichkeit und Niveau. Das hat in diesem sehr ingenieurs- und männerbestimmten Unternehmen eine besondere Form des Miteinanders, der Unternehmenskultur an sich geprägt. Das ging und geht auch heute noch bis hin zur Ausstattung der Arbeitsplätze und Geschäftsräume.
UPDATE: Was machte ihre Rolle im Unternehmen aus?
Wenn es zwischen den Brüdern Eisert Diskussionen gab, konnte sie schlichten und eine Sache auch mal mit einem Machtwort beenden. Und sie hatte immer ein scharfes Auge auf die Liquidität. Liquidität vor Wachstum – so waren und sind wir finanziell unabhängig geblieben. Die Preise hat Frau Lampmann in ihrem Zimmer per Hand gerechnet. Es gab damals noch kein Controlling, keine Kostenrechnung. Die Kalkulation lag in ihren Händen. Sie war die steuernde Hand im Hintergrund, die auch die Investitionslust der technikbegeisterten Firmenchefs gekonnt im Zaum hielt.
UPDATE: Ursula Lampmann hat sechs Jahrzehnte in maßgeblicher Position bei Phoenix Contact gewirkt. Eine echte Nachfolgerin gab es nie. Was ist ihr Vermächtnis, wo spürt man sie noch heute?
Das Unternehmen wurde nach ihrem Ausscheiden so groß, dass eine moderne Aufstellung nötig war. Eine Nachfolge im direkten Sinn konnte es also gar nicht geben.
Neben dem eisernen Gebot der Liquidität hat sie die Unternehmenskultur maßgeblich geprägt. Respekt, Höflichkeit und Menschlichkeit vom Werker an der Maschine bis zur Gesellschafterin im Umgang miteinander – das ist aus meiner Sicht das Vermächtnis von Ursula Lampmann.