Der krönende Abschluss

Zu Hause ist es doch am schönsten – die WAVE ist vorbei, eGolf E-Mil wieder in heimischen Gefilden unterwegs und aus den zwei eYoungstern wurden wieder Jana Schwarze und Alex Kerps. Doch was bleibt, sind Erfahrungen, Erlebnisse und Ergebnisse. Wir haben nachgefragt und ein Resümee gezogen.

Alexandra Kerps und Jana Schwarze mit ihrer Trophäe für den 2. Platz

UPDATE: War die WAVE die erste Eurer elektromobilen Erfahrungen?

Jana: Nein. Alex hatte im Dezember letzten Jahres ihre erste Erfahrung. Die allerdings gar nicht so positiv war, denn sie bekam den firmeneigenen VW Up nicht von der Ladesäule entriegelt und nahm sich nach etlichen Versuchen sogar ein anderes Fahrzeug. „Nie wieder Elektroauto“, war ihre Reaktion.
Alex: Und jetzt bin ich ein echter Fan der E-Mobilität. Ich wusste eben nicht, dass man nach dem Entriegeln der Türschlösser nur eine begrenzte Zeit hat, um auch den Ladestecker zu ziehen. Das soll dem Missbrauch durch Fremde vorbeugen. Aber das muss man erst mal wissen. Heute wäre das für uns gar keine Hürde mehr.

UPDATE: Welche Strecken habt Ihr zurückgelegt?

Jana: Wir sind allein auf der WAVE vom 13. bis 21. September 3241 Kilometer rein elektrisch gefahren. Inklusive der Vorbereitungszeit waren es sogar 4281 Kilometer.
Alex: Die längste Etappe war während der Rallye 290 Kilometer lang. Aber die längste Tagesstrecke war die Abreise von Erlangen wieder zurück ins heimische Blomberg, das waren 530 Kilometer, garniert mit drei Ladepausen. Wir sind allerdings auch nicht mit vollen Batterien gestartet.

UPDATE: Wie seid Ihr gefahren – eher flott sportlich oder sehr vorsichtig?

Alex: Zu Anfang ganz vorsichtig. Wir haben sogar die Heizung ausgelassen und echt gefroren. Ich bin mit Handschuhen gefahren, so kalt war das. Und wir sind nur im Eco+-Modus gerollert, also extrem energiesparend.
Jana: Aber nach den ersten Tagen sind wir dann mutiger geworden. Sitzheizung ging dann auch mal. Und zuletzt haben wir uns sogar getraut, auf Eco-Modus umzuschalten. Das ging schon ab. Was aber immer sein musste, war die Musik. Die anderen Teams haben schon gewitzelt, wenn wir mit ordentlich Sound ins Ziel eingefahren sind. Das hat übrigens echt Energie gefressen! 🙂

UPDATE: Mittlerweile seid Ihr ja echte Expertinnen geworden. Für wen eignet sich aus Eurer Sicht die Elektromobilität heute?

Alex: Vor allem für kurze und mittlere Strecken. Eine aktuelle Studie hat (wieder einmal) nachgewiesen, dass mehr als die Hälfte der fahrenden Bevölkerung weniger als 50 Kilometer am Tag zur Arbeit zurücklegen. Das lässt das Argument der mangelnden Reichweite verstummen. Da kann man jeden Tag, oder auch nur jeden zweiten, bequem zu Hause laden.
Jana: Muss man allerdings jeden Tag weite Strecken fahren, im Außendienst oder bei weiten Pendlerstrecken, dann macht aus unserer Sicht ein Hybrid Sinn. Denn der lässt sich durch keine Umweltzone aufhalten, da in der Innenstadt rein elektrisch unterwegs. Und über Land brummt dann ein sparsamer Verbrenner.
Alex: Wir sind oft darauf angesprochen worden, was denn dann mit dem Urlaub sei. Aber wie oft fährt man im Jahr in den Urlaub? In der Zeit kann man sich ganz einfach ein Auto leihen. Das ist sogar viel preiswerter, als jeden Tag mit einem zu großen Auto unnütze Kilo mitzuschleppen und zu viel Kraftstoff zu verbrauchen. Das rechnet sich also, und es ist ökologisch sinnvoll.

UPDATE: Ihr hattet viele Gespräche und Begegnungen mit Zuschauern und Interessierten während der Rallye. Welche Fragestellungen tauchten häufig auf?

Jana: Eine ganze Menge. Und, wie wir heute wissen, eine ganze Menge verdrehter Fakten. So etwa das Vorurteil, dass es zu wenige Ladesäulen gäbe und man mit seinem E-Mobil schnell stranden würde. Wir sind nie in die Situation gekommen, wo wir nicht hätten laden können. Mit App’s auf dem Smartphone lassen sich ganz leicht Ladestationen finden. Und die sind wirklich fast überall.
Alex: Oder dass das Laden kompliziert wäre und man mit dem Bezahlen Schwierigkeiten hätte. Das ist teilweise auch richtig. Aber da tut sich ganz viel Positives. So gibt es etwa einen Anbieter, der sich an den Ladesäulen etabliert hat, die wir gefunden haben. Der rechnet dann am Ende des Monats mit dem Kunden ganz unkompliziert ab.
Jana: Am häufigsten haben wir das Thema Reichweite gehört: Das ist aber wirklich Quatsch. Siehe oben.

Alex: Oft hieß es auch, das Stromnetz würde nicht reichen. Oder der Strombedarf würde die Netze und Angebote überfordern. Aber wir haben recherchiert: Die Bundesregierung geht davon aus, dass der Bedarf von einer Million elektrischer Fahrzeuge etwa 2 Terrawattstunden (TW/h) beträgt. Das macht nicht mehr als 0,3 Prozent des gesamten Strombedarfs aus!
Jana: Dann haben wir diskutiert, ob die Preise eines E-Autos im täglichen Verbrauch nicht viel zu hoch seien. Aber zur Zeit beträgt der Dieselpreis bis zu 1,50 € / Liter. Ökostrom kostet je kWh etwa 0,25 €. Beim angenommenen Verbrauch eines herkömmlichen Kleinwagens mit 5 Litern Verbrauch kosten 100 Kilometer Fahrtstrecke rund 7,50 €. Verbraucht der Stromer etwa 12 kWh/100 km, dann kosten hier 100 Kilometer nur 3,25 €.
Alex: Und wenn alles nichts half, dann kam das Argument, dass die Herstellung eines E-Autos, das Aufladen und die Entsorgung zusammen eine schlechtere Ökobilanz hätten als ein heutiger Benziner oder Diesel. Aber auch das stimmt schon jetzt nicht mehr. Bezieht man alle Emissionen ein, die in der Produktionskette anfallen, dann entstehen beim E-Auto nur halb so viele Abgase wie bei Verbrennern. Und je mehr Ökostrom produziert und verbraucht wird, desto mehr dreht diese Bilanz weiter ins Plus.
Dann wird angeführt, dass wir schmutziges Erdöl nur gegen schmutzige seltene Erden eintauschen würden. Aber das ist auch heute schon nicht wahr. Zum einen wird mit Hochdruck an Alternativen zu Lithium und Kobalt geforscht. Lithium ist zudem zu 100 Prozent recyclebar, was für verbranntes Erdöl wohl nicht zutrifft. Erdöl ist viel knapper vorhanden als Lithium und Kobalt. Und die Gewinnung von Erdöl hinterlässt ebenfalls massive Umweltschäden, siehe Tankerunglücke, abgerissene Ölplattformen oder Ölschieferfelder in Alaska oder Kanada.

UPDATE: Würdet Ihr heute ein Elektroauto kaufen?

Jana: Ganz klar: Ja! Für uns in der Ausbildung zur Industriekauffrau sind die momentanen Preise für die Kleinserienfahrzeuge aber noch viel zu hoch, daher haben wir da keine Chance. Aber sobald die Autos preiswerter werden, sind wir beide dabei.
Alex: Mit der E-Mobilität kann man sowohl umweltverträglich unterwegs sein als auch individuell mobil bleiben. Für uns hier in der ländlichen Gegend ist das fast unverzichtbar. Die E-Technologie ist ja noch ziemlich neu und bietet enorme Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Das kann man von der fossilen Antriebstechnologie ja nicht mehr behaupten. Es ist daher überhaupt nicht rational, an der alten Technik festzuhalten.

UPDATE: Was ist Euer persönliches Fazit zur WAVE?

Jana: Für uns war sie ein grandioses Erlebnis. Und mal unabhängig von der Mission, die E-Mobilität ein wenig zu entmystifizieren, hat uns der Teamgeist und das Wir-Gefühl der WAVE wirklich in ihren Bann gezogen.
Alex: Deswegen war der zweite Platz für uns auch keine Enttäuschung, vielmehr war der Gewinn der „Team Spirit“-Challenge der krönende Abschluss. Wir haben tolle Menschen kennengelernt, viele unvergessliche Eindrücke gewonnen und sind echte Nerds in Sachen E-Mobilität geworden. Wir könnten sofort wieder los!

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