Lukas Schefer und Manuel Behlen haben sich im afrikanischen Busch an die wirklich dicken Dickhäuter getraut. Und dank LoRaWAN und Phoenix Contact-Technologie den Kontakt zu den Hornträgern auch vom heimischen Schreibtisch aus nicht verloren.
Die Aufregung ist Manuels Behlens Stimme noch heute zu entnehmen, wenn er an seine erste hautnahe Begegnung mit einem der gefährlichsten Tiere in Afrika denkt. Einem schlecht gelaunten 3600 Kilo schweren Nashorn sollte man besser nicht zu Fuß begegnen. Und die grauen Hornträger sind meist schlecht gelaunt, wenn sich der Mensch ihnen nähert.
Und ran ans Nashorn müssen Manuel und sein Schweizer Phoenix Contact-Kollege Lukas. Denn sie wollen dem Nashorn eine massive Ledermanschette ums Bein legen. An der Manschette sind ein Sender und eine Batterie angebracht. Mit ihnen soll der Standort des Tieres überwacht werden können. Und das möglichst für Monate, um die Tiere nicht unnötig zu stressen.
Um an das Nashorn zu kommen, ist eine logistische Meisterleistung nötig. „Zunächst müssen die Nashörner im Geländewagen und zu Fuß aufgespürt werden. Wurde eins gesichtet, fliegt der Tierarzt direkt mit dem Hubschrauber los oder macht sich mit dem Geländefahrzeug auf. Bis der Arzt vor Ort ist, wird das Nashorn von Rangern oder mit einer Drohne überwacht. Wenn der Tierarzt eingetroffen ist, schießt er den Koloss mit einem Betäubungspfeil ab.“
Von Afrika ins Homeoffice
Wenn die beiden mal gerade nicht wilden Tieren auf der Spur sind, gehen sie ihrer Arbeit bei Phoenix Contact nach. Manuel arbeitet in Bad Pyrmont als Softwareentwickler im Vertical Market Management an Smart City-Lösungen für die Zukunft. Lukas ist Schweizer und arbeitet dort bei Phoenix Contact in Tagelswangen, rund 20 Kilometer nördlich von Zürich, als Projektmanager für Gebäude, Automation, Tunnel und Smart City.
Ferne Länder haben Lukas schon immer begeistert. Seine ersten Reisen auf den afrikanischen Kontinent ließen ihn nicht mehr los. Gleichzeitig begann er früh, sich in der Freiwilligenarbeit zu engagieren. Er schloss eine Ausbildung zum Field Guide in einem privaten Park neben dem Kruger-Nationalpark, im Nordosten Südafrikas, ab. Seitdem arbeitet er in seinen Urlauben als freiwilliger Ranger.
Wenig Energie, lange Lebensdauer
Als Manuel und sein Team damit begannen, Straßenbeleuchtungen über Funk zu steuern, wurde Lukas Interesse geweckt. „Ich habe viel über LoRa und dessen Kommunikation gelernt“, erzählt Lukas Schefer im Interview. LoRaWAN ist ein Funknetzwerk, welches über lange Distanzen funktioniert und dabei nur wenig Energie verbraucht. „Das ist genau das, was in Afrika an Stellen gebraucht wird, an denen keine Infrastruktur vorhanden ist.“ So kam Lukas auf die Idee, das LoRa-Netzwerk im Park aufzubauen, um Nashörner damit zu überwachen und sie so vor Wilderei zu schützen. Auf Lukas Frage, ob Manuel nicht Lust hätte, ihn bei seinem Nashornschutzprojekt in Afrika zu unterstützen, zögerte er nicht lange: „Ich habe direkt Ja gesagt.“
Dazu hat Lukas mit seinem Team zunächst das Funknetzwerk aufgebaut. Im zweiten Schritt wurden Sender für die Nashörner gebaut und getestet. LoRaWAN spart Kosten und Energie und kann in vielen unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Wasserstände, Füllstandsanzeigen und die Parküberwachung kann mit LoRa implementiert werden. „Früher mussten wir über drei Stunden fahren, um den Zaun auf Spannung zu kontrollieren. Wenn wir jetzt eine Störung haben, bekommen wir direkt eine Meldung auf unser Handy.“, berichtet Lukas. Das gesparte Geld kann wiederum für den Naturschutz und die Überwachung von Tieren eingesetzt werden.
Neue Geschäftsfelder
Lukas und Manuel sehen großes Potenzial in der Funkkommunikationstechnologie. „Phoenix Contact kann sich in Zukunft sehr positiv in Richtung dieser neuen Geschäftsfelder entwickeln.“ Dabei sehen sie vielfältige Einsatzgebiete. Zum einen ist die Ausweitung der Technologie auf andere Tiere möglich. „Ich habe bereits Kontakt zu Herstellern und Forschern, die LoRa-Implantate für Orang-Utans entwickeln. Wenn es bei Nashörnern funktioniert, wieso sollte es nicht auch an einem anderen Tier funktionieren?“
Doch die Technologie ist nicht nur direkt am Tier interessant. „Viele Farmen und Reservate schützen ihre Gelände mit zig Kilometer Zäunen, etwa vor wilden Elefanten oder auch Wilderern. Werden diese Zäune beschädigt, dann müssen Mitarbeiter in stunden- oder manchmal sogar tagelangen Fahrten los, bis sie die beschädigten Stellen gefunden haben und den Zaun reparieren können. Straßen gibt es in der Wildnis eben nicht. Mit entsprechenden Sensoren bestückt könnten solche Zäune überwacht werden.“
An seine Erlebnisse im südafrikanischen Busch denkt Manuel noch heute gerne zurück, auch wenn seine nächste Reise wahrscheinlich noch eine Weile auf sich warten lässt. „Zurzeit stehen erst einmal andere Projekte an. Aber wenn es passt und ich gebraucht werde, dann bin ich jederzeit bereit.“
Hektik am (Nas)horn
Bei 35 Grad im Schatten und Schweißperlen auf der Stirn liegt Anspannung und Zeitdruck in der Luft: „Ab dann läuft alles wie beim Formel-1-Rennen ab“, berichtet Lukas. „Da wird einfach gearbeitet“. Alles muss reibungslos ablaufen und genaustens getaktet sein, wenn Lukas und Manuel mit ihrem Team ein Nashorn im Busch Afrikas mit einem Fußsensor bestücken wollen. Ab dem Zeitpunkt der Betäubung bleiben ganze acht Minuten Zeit, um dem Dickhäuter den Sensor ohne jegliche Art der Gefährdung für Mensch oder Tier anzubringen. Ein zehn- bis zwanzigköpfiges Team sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Einer kümmert sich um den Blutdruck des Tieres, ein anderer um die Sauerstoffzufuhr, wiederum andere um die Sicherheit des ganzen Teams. Nicht gerade die angenehmste Art, um ein derart gewaltiges Tier zu bewundern, aber sicherlich eine der spektakulärsten.
Für Manuel Behlen, den Teilzeit-Ranger aus Bad Pyrmont, ist das Abenteuer in Afrika auf jeden Fall etwas ganz Besonderes, denn egal ob Tunnelbeleuchtung oder Smart City – Nashörnern wird er dabei wohl kaum wieder begegnen.
(Paula Meier Galbete)