Ähnlich einem Velociraptor im Dschungel der Urzeit streicht ein Disruptor durchs elektronische und mechanische Unterholz seines Reviers. Immer auf der Suche nach einer Anwendung, die er sich einverleiben kann. Immer bereit, etablierte Prozesse zu zerreißen. Und daraus etwas gänzlich Neues zu machen.
Et voila! Schon kommt Frank Schröder um die Ecke. Frank „Gebäudetechnik“ Schröder, wie er schmunzelnd ergänzt, auf seinen Spitznamen angesprochen. Eigentlich wirkt der 49jährige Betriebstechniker gar nicht furchteinflößend sondern eher offen und herzlich. Und mitreißend. Denn wenn es um „seine“ Gebäudetechnik geht, dann kann und will Frank Schröder seine Begeisterung für seinen Arbeitsplatz nicht verbergen.
Schröder ist ein Mann der ersten Stunde. Jedenfalls am Standort Bad Pyrmont. „Ich habe eine Ausbildung zum Betriebstechniker bei Phoenix Contact in Blomberg absolviert und war dann auch insgesamt elf Jahre dort, bis sich mir die Chance bot, hier auf der Grünen Wiese ganz von vorn mit dabei zu sein.“ 1996 startete Schröder mit einem Kollegen und der Verantwortung für das Facility Management eines einzelnen Gebäudes. „Damals hat Phoenix Contact hier in Bad Pyrmont die Produktion von Leiterplatten aufgebaut. Mit insgesamt 130 Kollegen.“ Für den jungen Schröder eine bewusste Entscheidung: „In den Leiterplatten steckt die Zukunft, hab ich mir damals gesagt.“
Der stromlose Gewinner
Der neue Standort wuchs zudem rasant, und Frank Schröder und seine Truppe wuchsen mit. Doch wie wurde aus einem „ganz normalen“ Betriebstechnikermeister und Facility Manager der „Betriebstechnik“ Schröder? Ein Facility Manager mit einer Truppe, in der neben Technikern auch Diplomingenieure und Softwareprogrammierer beschäftigt sind? Der für die hauseigenen Entwickler von Automatisierungssteuerungen ein Partner auf Augenhöhe ist? Sein „Erweckungserlebnis“ kann Schröder sofort benennen: „2013, bei und während der Wave-Trophy.“ Gemeinsam mit Frank Knafla bildete er das Team Frank & Frank. Und gewann nicht nur die Rally, sondern ebenso intensive Einblicke in die Arbeit mit Social Media-Kanälen wie Facebook, Twitter und YouTube. Seitdem tummelt sich der robuste Ostwestfale auf allen Netzwerker-Ebenen.
„Da habe ich begriffen, wie entscheidend das Netzwerken, das gemeinsame Arbeiten an größeren Zielen ist.“ In die Aktion waren nicht nur die hauseigenen Techniker, sondern auch Vertrieb, Marketing und Entwicklung eingebunden. Der Blick über den Tellerrand, das Interesse an neuen Themen, die Überwindung eigener Barrieren – „seitdem bin ich ein Mann der neuen Medien“.
Mit Bernhard Tilmans, der seit 2015 im Vertrieb Deutschland für die Entwicklung des Geschäftsfelds Gebäudeautomation zuständig ist, entdeckte Frank Schröder einen idealen Partner und Geistesverwandten. „Gemeinsam boxen wir mittlerweile etliche Projekte durch und entwickeln neue Ideen und Anforderungen.“ Aus dem einst eher öffentlichkeitsscheuen Schröder („Ich habe eigentlich eine Mikrofonallergie“) wurde währenddessen ein vielgefragter Referent, der auch locker einen Saal mit 150 Fachleuten mit seinen Ausführungen begeistern kann.
Von der Werkzeugkiste zum Laptop
„Unser Gebäude 4 habe ich von den ersten Skizzen an seit 2015 mitbetreut und mich eingebracht“, erzählt Frank Schröder nicht ohne Stolz. Der ist auch berechtigt, denn das Gebäude strotzt vor eingebrachten Innovationen, ob in Sachen Energieeffizienz, Be- und Entlüftung, Gebäudeautomation, mobiler Vernetzung mit eigens entwickelter App bis zum Regen- und Brauchwassermanagement. In der Betriebstechnik wird Augmented Reality eingesetzt, im offen designten Gebäude laden Sitzgruppen mit vollautomatischer Lichtverteilung und Sitzplatzerkennung zum Verweilen ein. Die PV-Anlage auf dem Dach speist regenerative Energie in ein System ein, das vom Blockheizkraftwerk ebenfalls unterstützt wird und an das unter anderem die Ladesäulen für E-Fahrzeuge angeschlossen sind. „Natürlich mit automatischer Belegungsanzeige und Abrechnung“, fügt Schröder hinzu. „Heute morgen habe ich gerade mit einer Firma gesprochen, die vollautonome Saugroboter herstellt. Wir planen, die hier einzusetzen.“
Innovation im Team
Woher bekommt ein Facility Manager eigentlich die Informationen über solche Technologien und ihre mögliche Verwendung in firmeneigenen Gebäuden? Wieso ist Schröder so dicht an den Entwicklern und dem Produktportfolio („Ich schwimme geradezu in unseren 80.000 Produkten und bediene mich daraus.“)? Ein Besuch in der Abteilung von Frank Schröder macht klar, wie ungewöhnlich dieser Betriebstechniker sein Aufgabengebiet versteht. Hier sitzen schließlich Techniker zusammen mit eigenen Softwareentwicklern, die gemeinsam daran arbeiten, die firmeneigenen Hard- und Softwareprodukte auch in den eigenen Gebäuden einzusetzen. „Wir sind Systemintegratoren in der eigenen Firma“, schildern sie ihren ungewöhnlichen Auftrag. Und fügen hinzu: „Was wir hier machen und machen dürfen, das gibt es nirgendwo sonst.“ Wobei man mit Blick auf die Veranstaltungen, bei denen Schröder als Sprecher eingeladen ist, davon ausgehen darf, dass das Beispiel von Phoenix Contact Schule machen dürfte. Frank Schröder verknüpft die firmeneigenen Produkte nämlich nicht nur zu gewinnbringenden neuen und ungeahnten Aufgaben im Gebäude, sondern gibt damit der gesamten Industriearchitektur neue Impulse. Zudem revolutioniert der Disruptor quasi nebenbei auch das Berufsbild des Betriebs- und Gebäudetechnikers.