Im letzten Teil der Mobilitätsreihe geht es um die Zukunft auf zwei und vier Rädern. Zumal beide Versionen in Amsterdam, der enervierenden Metropole im Herzen Europas, allgegenwärtig sind.
Die Fietsen
Amsterdam ist die Stadt des Fahrrads. Auf unserer Tour sind sie allgegenwärtig. Die Stadt mit ihren etwa 900.000 Einwohnern kommt auf etwa 880.000 Fahrräder. Der Anteil am innerstädtischen Verkehr beträgt dadurch unglaubliche 58 Prozent.
Aufs Rad sind wir selber allerdings nicht gestiegen. Die Teilnahme am Überlebenskampf Fiets verlangt besondere Fähigkeiten. Hier zählt die sonst so entspannte Art im Umgang miteinander nicht, hier wird der Amsterdamer zum rollenden Kampfsportler.
Allein das Parken ist nur noch mit speziellen Pontons auf dem Wasser möglich, auf denen die Fahrräder in zwei Etagen ihren Platz finden. Am Centraal Station wurden in den letzten Jahren etwa 11.000 neue Parkplätze angelegt. Als Besucher steht man staunend vor ganzen Wänden von stählernen Drahteseln.
Der Anteil an E-Bikes ist jedoch erstaunlich gering. Offensichtlich sitzt der Amsterdamer lieber auf seinen typischen Holland-Rädern, die weder besonders ergonomisch noch leicht sind. E-Bikes werden von den Holländern vor allem für den Ausflug am Wochenende genutzt. Vielleicht ist die Sicherung der teuren E-Fahrräder zu aufwändig. Allerdings wird in Amsterdam nicht nur Fahrrad gefahren, sondern häufig auch Fahrrad gestohlen!
Mittlerweile hat uns unser Weg zurück zum Parkhaus geführt. Wenigstens hier finden wir eine kleine Ladestation und dazu einige schicke Leihfahrräder mit E-Motor.
Facts Fiets
Anzahl Fahrräder in Amsterdam: 881.000
Anzahl Einwohner Amsterdam: 900.000
Tägliche Fahrradkilometer Amsterdam: 2.000.000
Anzahl aus Grachten gezogener Fahrräder: 6000 jährlich
E-Mobility
Wir treffen Thijs van den Akker, den holländischen Kollegen und Produktmanager Device Connections und E-Mobility. Die nächsten Kilometer legen wir im E-Modus seines VW Passat Hybrid zurück. Die niederländische Metropole setzt auf die Kraft aus Batterie und Ladestation – sie ist nämlich trotz Küstennähe stark feinstaubbelastet.
Amsterdam ist außerdem die Tesla-Town. Die Dichte der elektrifizierten Nobelflitzer ist enorm. Und erstaunlicherweise fahren viele Taxis ebenso mit dem edlen T auf der vorderen Haube herum. Kein Wunder, wie mir ein Taxifahrer erzählte: „Wir bekommen gar keine Zulassung mehr, wenn wir nicht einen Teil unserer Flotte rein elektrisch betreiben.“ Und da Tesla seine Europazentrale im schönen Amsterdam errichtet hat, wurden die Amsterdamer (und auch der Rest Hollands) mit besonderen Rabatten bedacht. Was, kleiner Nebeneffekt, dafür sorgt, dass gebrauchte Tesla deshalb auch in Deutschland häufig ihre Erstzulassung in den Niederlanden haben …
Ende 2018 sollten 4000 Ladestationen im Stadtgebiet vorhanden sein. 2040 soll der gesamte Individual- und Nutzfahrzeugverkehr elektrifiziert sein – ehrgeizige Ziele.
Nächstes Ziel unserer Mobility-Tour ist denn auch eine der Fastned-Schnellladestationen am Amsterdamer Autobahnring. Schon von weitem ist die attraktive hölzerne Konstruktion mit Solardach zu sehen – keine schmuddelige Hinterhofecke am Rande der tankenden Gesellschaft, wie in Deutschland noch die Regel.
Während Thijs vorfährt, sind drei Fahrzeuge am Laden, zwei davon an der 350 kw-Schnellladesäule. Scheint zu klappen, denn die beiden japanischen E-Mobile sind nach kurzer Zeit wieder weg. Beide übrigens mit blauen Kennzeichen versehen – dem Erkennungsmerkmal von Taxis in Amsterdam. Der Name Fastned ist Programm. Er setzt sich aus Fast (schnell) und ned (für Niederlande) zusammen. Das Unternehmen Fastned setzt auf die Technologie der Phoenix Contact E-Mobility, wie mir Thijs nicht ohne Stolz erzählt. Und wie schnell zu sehen ist, wenn man die Ladestecker begutachtet.
Alle 40 Kilometer eine Schnellladestation entlang des Autobahnnetzes war die Vision – in Holland ist dies schon Realität. Und neben anderen Konsortien, die die Infrastruktur der Elektromobililtät ausbauen, ist auch Fastned am Expandieren. Längst erobern die hölzernen Tragdächer auch ihren Platz in anderen europäischen Ländern entlang der Reiserouten.
Facts Fastned
Gegründet: 2012
Firmensitz: Amsterdam
Anzahl Schnellladestationen: 102 (Stand 3. Quartal 2019)
Ladevorgänge pro Monat: 120.000 (Q3, 2019)
Aktive Kunden: 30.852 (Q3, 2019)
Ziel: alle 40 Autobahn-Kilometer ein Schnellladestation
Mobiles Fazit
Am Ende des Tages schmerzen die Füße und raucht der Kopf. Amsterdam, die Hochburg des Fahrrads und der historischen Grachten, vereint schon heute auf charmante und kühne Art und Weise die unterschiedlichsten Arten von Verkehrsmitteln. Der Verbrenner wird es allerdings in nächster Zukunft schwer haben in der holländischen Metropole, egal ob im Boot, Auto oder Motorrad, im Taxi oder der Fähre. Zudem sind selbst Baumaschinen und Generatoren im Visier der Städteplaner. Auch ihre bisher dieselbetriebenen Motoren werden in Kürze die Verbrennung einstellen und E-Motoren weichen müssen.
Solch unterschiedliche Konzepte und Situationen erfordern zudem eine Vielzahl von Lösungen und eine ausgereifte und sichere Technologie. Man kann also ziemlich sicher sein, dass dem Team von Phoenix Contact Niederlande die Ideen und Anwendungen nicht ausgehen werden.