Mit der Schaffung der Centers of Competence in den großen Tochtergesellschaften USA und China begann Phoenix Contact, der wachsenden Globalisierung und Spezialisierung von Märkten Rechnung zu tragen. Mehr Eigenverantwortung für mehr gemeinsamen Erfolg.
Wir sind ein amerikanisches Unternehmen“, antwortet Dave Skelton selbstbewusst auf die Frage, ob Phoenix Contact für ihn noch eine deutsche Firma sei, die nur eine Niederlassung in den USA betreibe. Dieser Stolz auf die eigene Leistung kommt nicht von ungefähr. Zwar wurde Phoenix Contact USA bereits 1981 als eine der drei ersten ausländischen Tochtergesellschaften gegründet. Doch erst mit dem 2003 eingeführten Global Production Network erhielten eigene Entwicklungen, angepasst auf die speziellen Anforderungen Amerikas, den organisatorischen Rahmen, erklärt der ehemalige Vice President und Leiter von Entwicklung und Produktion von Phoenix Contact USA.
Aus Phönix wird Phoenix
Phoenix Contact debütierte relativ spät auf dem amerikanischen Markt. Josef Eisert hatte einst beschlossen: „Amerika, das ist kein Markt für uns.“ Das änderte sich erst, als seine Söhne die Firmenleitung übernahmen. Mit Gerd Eisert startete der systematische Aufbau einer internationalen Marke Phoenix Contact. Nach der Gründung der drei ersten ausländischen Töchter Schweden, Schweiz und USA folgte jedes Jahr kontinuierlich mindestens eine neue Tochtergesellschaft.
Mittlerweile ist Phoenix Contact in mehr als 50 Ländern vertreten. Think global, act local – nach dieser Devise besaßen die Töchter von Beginn an große Eigenständigkeit.
Veraltete Technik?
Der erste Geschäftsführer von Phoenix Contact USA war Don Springer. Mit ihm als Partner baute Gerd Eisert die amerikanische Tochter auf. Dabei verlief die erste Begegnung der beiden gar nicht so rund, wie die folgenden und sehr erfolgreichen 23 Jahre vermuten lassen. Am Flugplatz in Pittsburgh traf sich Springer das erste Mal mit Verantwortlichen des ostwestfälischen Familienunternehmens. Als ihm als Beispiel für die Kernprodukte von Phoenix Contact eine Reihenklemme gezeigt wurde, dachte er für sich: „Oh je, was ist das für eine veraltete Technik.“ Das änderte sich, als Klaus und Gerd Eisert ihm Markt und Produkte erläuterten: „Ich habe die Technik begriffen und war begeistert.“
1981 gründete Springer gemeinsam mit Gerd Eisert und einem Team von fünf Mitarbeitenden Phoenix Contact, Inc. in Harrisburg, Pennsylvania, in gemieteten Räumen. Ein Jahr später zog das Team in eigene Räume um.
Im Jahr 2001 übergab Don Springer das Unternehmen als Präsident und CEO an seinen Nachfolger Jack Nehlig. In den nächsten drei Jahren widmete sich Springer als Präsident und CEO der Gründung und Entwicklung des neu gegründeten Produktionsunternehmens Phoenix Contact Manufacturing, Inc. Bis dahin hatte Phoenix Contact keine eigene Fertigung in den USA.
Dichter am Kunden
Grund für diese Veränderung: Phoenix Contact verfolgte eine neue, an die stürmische Entwicklung des Geschäfts und die fortwährende Expansion auf neue Märkte angepasste Strategie. Neben den USA startete Phoenix Contact auch in den großen Ländern Asiens, in Indien und China. Diese großen Tochtergesellschaften wurden zu Produktionsstandorten ausgebaut.
Speziell bei den asiatischen Töchtern geschah dies nicht etwa, um eine Billigproduktion aufzubauen. Der Gedanke dahinter war, so erklärt es der langjährige geschäftsführende Gesellschafter Klaus Eisert, der Aufbau eines „Trans National Concepts“ (TNC) für das kundenspezifische Marketing sowie die Entwicklung von Produkten und auch deren Fertigung vor Ort. Damit wurde, so Eisert, eine deutlich bessere Kundennähe erreicht.
Die Idee der regionalen Kompetenzzentren wurde von der Geschäftsführung um die Geschäftsführer Frank Stührenberg und Roland Bent 2004 angegangen. Und mit Nordamerika begann die neue Strategie. Dave Skelton hatte 1999 bei Phoenix Contact in Harrisburg angeheuert. Er wurde 2005 mit dem Aufbau und der Leitung des „Regional Center of Competence“ betraut. Der Manager sammelte alle Expertinnen und Experten ein, die schon bei Phoenix Contact USA an der Entwicklung vor allem lokaler Produkte und Lösungen arbeiteten. Gemeinsam widmete sich das Team einer globalen Produktstrategie.
Made in USA
Erste Ergebnisse dieses neuen Produktionsnetzwerks zeigten sich schnell: Das amerikanische Spezialistenteam entwickelte in den folgenden Jahren Technologien wie Unmanaged Ethernet Switches oder sichere Kommunikationslösungen im 900-Mhz-Spektrum als Produkte, die einer gemeinsamen Unternehmensstrategie folgen und sich in nahezu allen Märkten weltweit einsetzen lassen. Die Entwicklung der Industrie-PCs für die Automatisierungsbranche beeinflusst beispielsweise den Bereich der erneuerbaren Energien, etwa in aktuellen Projekten beim Windenergieanlagen-Hersteller Enercon.
Heute arbeiten in den USA mehr als 1.000 Mitarbeitende an drei Standorten. In China sind 2.500 Beschäftigte aktiv. Alle Produktionsstandorte weltweit sind miteinander vernetzt, arbeiten nach einheitlichen Standards und gemeinsamen Vorgaben. Und so, wie die deutsche Firmenzentrale vom erfolgreichen Wirken ihrer ausländischen Töchter profitiert, so wirkt die Gesamtstrategie in die Märkte zurück. Dave Skelton: „Phoenix Contact ist mit seinen Produkten bestens aufgestellt, um amerikanische Unternehmen auf dem Weg in eine All Electric Society zu unterstützen, ob mit Standardprodukten oder abgestimmt auf die Erfordernisse unserer Kunden.“