1970er Jahre – Schmelztiegel der Innovationen

Es gibt keine andere Zusammenkunft, die mehr über den Geist von Phoenix Contact verrät als die längst legendäre Konstruktionsrunde. Einmal pro Woche treffen engagierte Entwickler und versierte Produkt- auf fach- und sachkundige Topmanager – kritische Nachfragen und ein inspirierender Dialog auf Augenhöhe inklusive.

Timo Balzereit in der Konstruktionsrunde

Eigentlich wirkt er ganz cool und souverän, doch ein wenig verraten die leicht zitternden Finger dann doch, dass Timo Balzereit aufgeregt ist. Kein Wunder, denn solch einen Auftritt hat auch ein versierter Produktmanager nicht alle Tage. Er stellt heute ein brandneues Produkt aus der Relaistechnologie vor, das noch in der Konstruktions- und Patentphase ist. Und die Runde, in der er präsentiert, ist eine Legende. Nüchtern heißt sie schlicht „Konstruktionsbesprechung“. Doch in Wirklichkeit ist sie eine einzigartige Zusammenkunft von Entscheidern und Entwicklern, die seit Jahrzehnten hier die Weichen stellen für den technologischen Erfolg von Phoenix Contact. Und damit einen Dialog führen mit einer Strahlkraft, die weit über das eigentliche Produkt ­hinausgeht.

Nachhilfestunde

Dirk Görlitzer, Simon Davis und Markus Becker

An diesem Donnerstag Morgen hat Dirk Görlitzer zur exklusiven Runde geladen. Der COO von Phoenix Contact ist gleichzeitig Leiter der Business Area ICE, somit also oberster Vertreter der Jahrzehnte währenden Erfolgsgeschichte der Klemmentechnologie. „Eigentlich werden hier die Topmanager von den Produktmanagern weitergebildet“, verrät er augenzwinkernd. „Das ist häufig wie eine Nachhilfestunde in Technologie für das leitende Management.“ Allerdings sind, das verraten die folgenden Minuten, auch die Topmanager der Business Areas ausgewiesene Experten in Sachen Technologie. „In der Konstruktions­besprechung findet ein offener Austausch zwischen ­Experten mit teils extremer technischer Tiefe statt“, bestätigt Dirk Görlitzer.

Klaus Eisert

Dabei gibt der Senior den Rahmen vor. Wann immer er kann, ist Klaus Eisert dabei. Es ist quasi seine Tafelrunde, vor Jahrzehnten von ihm ins Leben gerufen. Der Ingenieur aus Leidenschaft, der sich selbst am liebsten als Kon­strukteur bezeichnet, übernimmt in dieser Runde gern die Rolle des kritischen Kunden. Auch an diesem Donnerstag fragt er nach, lässt sich Details von Timo Balzereit erklären. Der Ton ist entspannt, der Produktmanager wird wohlwollend hinterfragt. Was auch daran liegen mag, dass sich der Relais-Experte aus Bad Pyrmont bestens vorbereitet zeigt und auf die zahlreichen Einzelheiten, die aus der Runde nachgefragt werden und stets mit den passenden Infos kontern kann. „Das geht manchmal aber auch anders“, verrät Dirk Görlitzer im Nachgang. „Powerpoint-Manager mit flotten Folien, aber ohne Detailkenntnisse gehen in diesen Runden gnadenlos unter.“

Kulturstiftend

Die Konstruktionsrunde, von Klaus Eisert selbst ins Leben gerufen, hat in den Jahrzehnten ihres Bestehens einen so besonderen Ruf bekommen, weil der Umgang miteinander geprägt ist von gegenseitigem Respekt und Austausch auf Augenhöhe. Für Hierarchie ist in dieser Runde kein Platz, die Kompetenz zählt. Klaus ­Eisert ist es gelungen, einen besonderen Geist in diese Runde zu bringen. „Der Donnerstag Morgen ist wirklich kulturstiftend für ­Phoenix Contact. Denn Innovation kommt nicht nur aus den Entwicklungsabteilungen, sie entsteht bei uns entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Diese Runde ist der Schmelztiegel von Phoenix Contact, hier fließen Kompetenzen und Leidenschaften zusammen, hier wird gerungen, gestritten, gelacht, aber auch gefordert, es werden Verbesserungen entdeckt und letztlich weitreichende Entscheidungen getroffen.“

COO Dirk Görlitzer fragt nach

„Die Erwartungshaltung, die ich in den letzten Jahren in dieser Runde erfahren habe, ist, dass man auch von einem Geschäftsführer oder Business Area-Leiter erwartet, dass er seine Produkte und deren Produktion bis ins Detail kennt.“ Neben technischen Details der Produkte spielen auch Rohstoffkosten, die Herstellung von Werkzeugen und Fertigungsanlagen, die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und Absatzerwartung sowie die Kundenerwartung eine zentrale Rolle. Wenn entlang der gesamten Wertschöpfungskette noch Lücken auftauchen, dann werden sie in dieser Runde entdeckt. „Wer hier über ­Jahre teilnimmt, der erlangt ein enormes Wissen über unser Produktportfolio und das übergreifend über alle Business Areas.“

Eine Klemme lernt fliegen

Der jetzige COO hat vor 28 Jahren als Produktmanager bei Phoenix Contact angefangen, war vielfach in der Kon­struktionsbesprechung und kann sich gut in die Situation von Timo Balzereit hineinversetzen. Er schildert eine kleine Anekdote: „Herr Eisert hat mal neu entwickelte Klemmen genommen, von denen ich gemeint hatte, die Metallteile würden nicht herausfallen. Er hat sie einfach aus dem Bürofenster geworfen. Und die Teile fielen doch raus. Na ja, da hatten wir uns aufwändige Rütteltests gespart.“

Dieses Schicksal bleibt den Mustern, die an diesem Donnerstag morgen durch die Runde wandern, erspart. Im Gegenteil, die Stunde vergeht wie im Flug. Im Hinausgehen verrät Timo Balzereit kurz, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen: „Wir waren mit dem Thema ja schon einmal hier und mussten in einigen Punkten noch einmal recherchieren. Nervös war ich trotzdem, schließlich sitzen hier die besten Köpfe von Phoenix Contact. Doch es lief gut, es wurden die richtigen Fragen gestellt. Das größte Kompliment war, dass Herr Görlitzer die Technologie jetzt schon auf seine nächste Auslandsreise mitnimmt und vorstellen möchte. Und es ist natürlich etwas ganz Besonderes, wenn Klaus Eisert dabei ist und man sich mit ihm im Dialog austauschen kann.“

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