Ohne ihre starken Hände und ihren unermüdlichen Einsatz gäbe es das heutige Phoenix Contact nicht. Seit den ersten Jahren des Unternehmens sind Frauen in Montage, Fertigung, Lager und Logistik die starke Kraft im Hintergrund.
Wenn Erika Maho und Regina Kolmsee Hand an die Überspannungsschutzprodukte der Sparte Trabtech legen, dann wissen die beiden Frauen genau, worauf es ankommt. Mit geschickten Fingern und scharfem Blick werden Einzelkomponenten zu Bauteilen gefügt, wird kontrolliert und nachgemessen, notfalls aussortiert oder erneut bearbeitet und letztlich verpackt.
Nach drei Wochen ist man drin
Regina Kolmsee und Erika Maho sind schon mehr als 30 Jahre bei Phoenix Contact beschäftigt. Beide arbeiten in der Produktion der Überspannungsschutzprodukte der Unternehmenssparte Trabtech. Wer die Damen in Halle 9 des mehrstöckigen Produktionsgebäudes besucht, der ist umgeben vom weiblichen Geschlecht. Warum arbeiten eigentlich seit Beginn des Unternehmens vor allem Frauen in der Fertigung? „Wer hier arbeiten will, der muss schon eine gewisse Fingerfertigkeit mitbringen,“ schmunzelt Erika Maho bei der Frage, wie lange denn eine Einarbeitung etwa eines neugierigen Journalisten dauern würde. „Und einen Sinn für Detailarbeit und knifflige Aufgaben haben“, ergänzt Regina Kolmsee. „Aber nach zwei bis drei Wochen ist man eigentlich gut eingearbeitet.“
Seit Beginn der Industrialisierung haben Frauen einen wichtigen Teil der Wertschöpfungsketten übernommen. Waren bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch rund 75 Prozent aller Einwohner auf dem Land zuhause, wandelte sich das gegen Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts dramatisch. Der Erste Weltkrieg beschleunigte die wechselnde Rollenverteilung zusätzlich. Frauen mussten vielfach die Aufgaben der im Krieg gefallenen Männer übernehmen. Zwischen 1907 und 1933 erhöhte sich die Zahl der weiblichen Angestellten in Industrie und Handwerk um fast 500 Prozent.
Das führte auch zu gesellschaftlichen Veränderungen. 1918 wurde in Deutschland das Frauenwahlrecht beschlossen. Die arbeitende Frau besaß ein eigenes Einkommen, damit auch eine andere Stellung in Berufswelt und sozialem Umfeld. Doch der Weg zur beruflichen Emanzipation war noch lang. Bis 1958 entschied in Westdeutschland der Ehemann, ob und was eine Frau arbeiten durfte, bis 1977 brauchten verheiratete Frauen hier noch das Einverständnis des Manns, wenn sie arbeiten wollten. Und erst 1980 wurde in Westdeutschland per Gesetz die gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit für Frauen und Männer geregelt.
Takt statt Akkord
Natürlich hat sich die Arbeitswelt bei Phoenix Contact in den letzten Jahrzehnten drastisch gewandelt. Waren es zu Beginn noch rein manuelle und ziemlich eintönige Tätigkeiten im Zusammenbau der Reihenklemmen mit einfachen Hilfsapparaturen, befinden sich die Arbeitsplätze mittlerweile an computergestützten Fertigungsstraßen. Auf Bändern fahren Bauteile an den Arbeitsstationen vorbei und warten auf weitere Bearbeitung. Im Hintergrund wacht eine ausgeklügelte Steuerung über den reibungslosen Ablauf der Fertigung. An manchen Stationen ist der Kollege Roboter ein steter Helfer und Handlanger.
„Wir wechseln die Stationen im Lauf einer Arbeitswoche, je nach Auftragseingang. Mal sind wir zu viert an einer Station und bestücken etwa Leiterplatten, mal auch alleine an einer Verpackungseinheit. Das ist schon abwechslungsreich“, schildert Regina Kolmsee den Alltag. Die gelernte Bäckereifachverkäuferin hat vor 36 Jahren bei Phoenix Contact angefangen. „Anfangs war der Anteil an Handarbeit bei uns deutlich höher. Ich habe in Halle 7 angefangen, da wurde noch viel per Hand gelötet. Eine meiner schönsten Arbeiten war die Bestückung von Leiterplatten mit Relais, per Lötkolben mit Vorschub. Das war eine knifflige, aber tolle Arbeit. Detailarbeit liegt mir, das war schon immer mein Ding.“
Erika Maho ist seit 34 Jahren in der Fertigung tätig. Sie ergänzt: „Heute ist die Arbeit deutlich stressiger geworden. Wir haben früher auch im Akkord gearbeitet, aber da konnte man sich auch mal Pausen erarbeiten, wenn man eine Zeitlang schneller war. Heute ist das durch die Automatisierung so nicht mehr möglich. Die Maschinen wollen ja permanent gefüttert werden.“
Eigenverantwortliche Expertinnen
In den Büros an den Stirnseiten der Halle sitzen die Fachkräfte. Warum kaum Frauen? Erika Maho hat eine einfache Erklärung: „Frauen haben oft nicht so viel Zeit, mit Haushalt und Familie, um sich weiterzubilden, Fortbildungen zu machen und damit aufzusteigen zum Facharbeiter oder zur Führungskraft. Das gibt es bei uns in der Produktion auch schon mal, ist aber wirklich selten.“
Dabei sind es vor allem die alten Hasen, sprich langjährige Mitarbeiterinnen, die die Produktion in Schwung halten. „Wenn mal eine der Maschinen spinnt, dann versuche ich erst, das Problem selber zu lösen. Meistens gelingt das auch, einen Facharbeiter muss ich selten zu Hilfe rufen.“ Regina Kolmsee ist stolz auf ihre Fähigkeiten. „Das ist mein Ehrgeiz. Ich möchte das gern in Eigenregie hinbekommen.“ Erika Maho ergänzt: „Mit den Jahren kennt man seine Maschinen ja, da fragen die neuen Kolleginnen vor allem erstmal uns.“
Im Arm von Klaus Eisert
Doch der Zahn der Zeit nagt nicht nur an Maschinen. Kolmsee und Maho sind Vertreter einer Generation, die an der Grenze des Rentenalters steht. Ein wenig wehmütig erzählen sie vom Zusammenhalt der Kolleginnen untereinander, von denen viele schon im Ruhestand sind. Und von einem Phoenix Contact, das noch so viel kleiner und familiärer war, als die beiden Frauen hier begannen.
Doch es gibt sie noch, die ganz speziellen Phoenix Contact-Momente. Regina Kolmsee: „Ich war neulich an dem neuen All Electric Society-Kreisel. Da kam zufällig Klaus Eisert vorbei und hat es sich nicht nehmen lassen, uns zu erklären, was da alles errichtet wird. Uns, den einfachen Mitarbeiterinnen. Und als er fertig war, hat er seinen Arm auf meine Schulter gelegt, in die Runde auf die ganzen neuen Gebäude gezeigt und gesagt, dass das alles nicht sein Werk, sondern unser Werk sei. Ohne uns und unseren Einsatz würde es das alles hier nicht geben. Da war ich schon ein wenig stolz.“