Wir steuern mit ihm

Es geht zurück nach Bad Pyrmont. Dort soll sich eine besonders heiße Spur des Digitalen Zwillings finden lassen – nämlich in der Leiterplattenfertigung, die hier zuhause ist.

Dr. Till Potente

Ganz handfeste Auswirkungen hat der digitale Begleiter, wenn er in der Produktion ankommt. Denn hier, in der Inline-Fertigungslinie für Leiterplatten, steuert keine zentrale Leitstelle die Produktion. Sondern der Zwilling. Und zwar, indem er den Kinderwagen lenkt, um im Bild zu bleiben. Die DNA im Zwilling enthält alle Angaben zu den Produktionsschritten und ihrer Reihenfolge.

Ein Carrier mit Bauteil

Dr. Till Potente ist Leiter der Fertigung und erklärt uns, was es mit dieser Intelligenzverlagerung auf sich hat: „Die Daten, die jedes einzelne Produkt schon innehat, werden hier auf einen RFID-Chip geladen, der an Bord eines Transportmittels, des Carriers, ist. Dieser Träger fährt jetzt auf einem Förderband von Station zu Station. Wo er hin muss, „weiß“ dieser Transporter durch eben den Chip. Benötigt seine Fracht etwa eine Beschriftung, regelt der Träger die vor ihm liegende Weiche so, dass er auf den Strang zum Laser abbiegt.

Er steuert also ganz autonom genau die Arbeitsschritte an, die er durchlaufen muss, bis der Artikel, hier der reale Zwilling, seine Fertigstellung erreicht hat. Zum Schluss geht es dann noch zur Qualitätskontrolle, wo die Eigenschaften entsprechend der DNA geprüft werden.“

Der Artikel ist der Kapitän

Aber was ist der Vorteil? „Der Artikel steuert sich selber. So können wir in der Produktion blitzschnell eine Vereinzelung erreichen, also Eigenschaften und Bauteile zu einem Auftrag hinzufügen. Das sichert uns maximale Flexibilität in unserer Fertigungslinie.“ Dank der Daten des Digitalen Zwillings und abgestimmter Maschinentechnik lässt sich quasi eine industrielle Losgröße-1-Fertigung umsetzen. „Natürlich nicht in der wirklichen Massenfertigung, da müssten wir dann wieder zentral steuern“, korrigiert Dr. Potente uns, „aber bei kleinvolumigen Aufträgen mit großer Variabilität kommt der Vorteil der Digitalisierung hier voll zum Tragen.“

Er ergänzt: „Das macht übrigens die Anlage selber auch extrem modular, denn so können wir bei Bedarf verschiedene Arbeitsstationen austauschen oder hinzufügen, ohne den laufenden Betrieb einzuschränken. So können wir schnell auf neue Anforderungen oder kleine Störungen reagieren. Das macht den Prozess viel stabiler.“ Der Artikel steuert die Anlage. Oder besser sein Digitaler Zwilling, der schon komplett ist und weiß, wie sein reales Pendant später aussehen soll.

Wir füttern ihn
Wir trainieren ihn
Wir steuern mit ihm
Wir drucken mit ihm
Wir haben ihn!

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